Das Minderwertigkeitsgefühl von Los Angeles in Sachen Kunst gegenüber New York konnten wir nie ganz nachvollziehen.
Falls man an einem Eröffnungsabend Monika Sprüth und Philomene Magers auf eine sehr unterschiedliche Art durch die Räume flitzen sieht, hat man einen ungefähren Eindruck, wie ihr Imperium aus Galerien in Berlin, London und Los Angeles funktioniert. Die beiden “mergen” wenn man so will ihre einzelnen Energien und fusionieren diese zu einer Art Zentrifugalkraft. Die ist in der Kunstwelt schwer zu finden. Warum funktionieren die beiden Systeme Sprüth und Magers so gut? Beide teilen ihr “commitement” für feministische Positionen in der Kunst, beide verstehen sich als “artist gallerist”.Das heißt sie sind stark involviert in die Wahrnehmung und die Produktion ihrer Künstler, ihre Partnerschaft ist “organic”, sie passt, sie ist flexibel. Das ist ungefähr die beste Voraussetzung, um in Los Angeles anzukommen und die Dinge zu bewegen. Und das ist die beste Voraussetzung, um in Berlin für Aufregung zu sorgen.
Vor kurzem haben die beiden ihre Räume in Los Angeles gegenüber dem LACMA eröffnet und beiden wissen, was das in der Kunstwelt bedeutet. “In Berlin ist es hart, man muß 50 mal mehr arbeiten, als in London. Aber es ist eine großartige Stadt in Bezug auf Künstler, den Diskurs, die Community. Und sie haben all die großen Kunstschulen und Lehrer. Irgendwie fühlt sich das LA so an, im Prinzip wie Berlin.” sagten die beiden der “LA Times” vor der Eröffnung.
Sprüth und Magers gehören zu den old school Kennern der Stadt. Viele ihrer Künstler leben hier. Die beiden Galeristinnen haben Los Angeles jedoch niemals anonym oder oberflächlich erlebt, weshalb sie den Ort verstehen und hier funktionieren. “Wir hatten ursprünglich geplant eine Galerie in New York zu eröffnen, aber das passierte nicht, stattdessen also kamen wir her, weil eine Menge unserer Künstler wie Barbara Kruger, John Baldessari und Ed Ruscha hier leben.” sagt Philomene Magers. Das Minderwertigkeitsgefühl von Los Angeles in Sachen Kunst gegenüber New York konnten beide nie ganz nachvollziehen. "New York war immer wie eine Art Übervater.” sagt Monika Sprüth und in ein paar Minuten kurz nach der Eröffnung an diesem Abend wird die Galerie voll mit Kunstinteressierten sein, die den Übervater nicht mehr brauchen, sich jetzt in Erziehungsfragen an der Westküste orientieren.
Dort, so Magers, ist die Stimmung für sie auf eine Art ähnlich inspirierend, wie zu Beginn ihrer Tätigkeit als Kunstkarriere. “Ich habe ein paar junge Leute in der Techwelt getroffen, das waren Intellektuelle, die große soziale Verpflichtung empfanden, an humanistische Werte glaubten und sich sehr ernsthaft für Kunst interessierten.” Die Westküste und Los Angeles bietet der Kunstwelt eine ganz neue Sammler-Community, die mit neuem Tech-Geld einkaufen geht.
Sprüth und Magers gehören zu denen, die zwischen Berlin und Los Angeles keine große Distanz mehr sehen, es geht ihnen um Kommunikation, um Annäherung, nicht mehr um zwei fremde Welten und zwei fremde Kunstwelten. Und es ging ihnen von Anfang an darum, Feministin zu sein. Ihre derzeitige Show in LA “Power” (muss man sehen, ob die dann noch läuft) erzählt von schwarzen Künstlerinnen in den USA. Sprüth und Magers müßten nicht mal Feministinnen ausstellen, sie sind selbst welche, könnten Vorbild genug für eine neue Gründerinnenwelle sein, die vor allem in der Kunstwelt von Los Angeles gerade beginnt.
Die beiden begannen früh die Kunstwelt mitzubestimmen. Sprüths Avantgarde Galerie eröffnete 1983 in Köln, zur selben Zeit veröffentlichte Philomene Magers ihr Art-Zine/Magazin Eau de Cologne, das nur Interviews mit Künstlerinnen veröffentlichte bis Magers 1991 ihre erste eigene Galerie eröffnete. 1998, nachdem Magers Mutter , ebenfalls Galeristin, die beiden vorgestellt hatte, fusionierten die beiden eben zu dieser Zentrifugalkraft von heute.
Die bewegt sich zwischen Los Angeles und Berlin von ganz allein.
Sprüth Magers ist von den Wurzeln im Rheinland zu einer internationalen Galerie gewachsen, die sich für die Ausstellung bahnbrechender, moderner und zeitgenössischer Kunst einsetzt. Mit Galerien in Berlin Mitte, der Londoner Mayfair und auf der Miracle Mile in Los Angeles - sowie einem Büro in Köln und einer Außenstelle in Hongkong - pflegt Sprüth Magers eine enge Verbindung mit den Studios und communities der deutschen und amerikanischen Künstler, die den Kern der Standorte bilden.